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Umgang mit Emotionen, Gefühlen, Schmerzen bei Trennungen

Umgang mit Gefühlen, Emotionen, Schmmerzen

Gefühle, Emotionen, körperliche Schmerzen - wie gehe ich damit am Besten um?

Gerade in Krisenzeiten, bei einer Trennung oder in der Zeit danach ist es wichtig, sich seinen Gefühlen zu stellen. In einem Interview mit Prof. Dr. Volker Busch (Neurobiologe, Psychiater, Psychotherapeut) habe ich etwas über den Zusammenhang von chronischen Schmerzen und der Unfähigkeit Gefühle zu empfinden gehört. Ich habe beobachtet und selbst erfahren, dass viele Menschen vor Gefühlen zurück schrecken. Sie wegdrücken, überspielen, negieren. Immer häufiger wird über diffuse Schmerzen geklagt bis hin zu depressiven Verstimmungen. Ich fragte mich schon häufiger, wie emotionsgeladene Eltern-Paare es am Besten schaffen könnten, mit ihren Gefühlen klar zu kommen. Ich wollte verstehen, warum manche Menschen eher gefühlskalt wirken und was wir für unsere Kinder tun können.

Ein riesengroßer Gefühlscocktail

Vielleicht kennst Du Situationen, in denen Du weder einfühlsam noch verständnisvoll reagiert hast. An einen Perspektivwechsel war überhaupt nicht zu denken und Mitgefühl, geschweige denn Verständnis für den Anderen zu empfinden, war Dir unmöglich.

Wissenschaftler haben herausgefunden, das Verlustängste die gleichen Hirnareale anregen, wie körperliche Schmerzen. Beides interpretiert das Gehirn als realen Schmerz.

Eine aus meiner Sicht nachvollziehbare Reaktion auf diesen Schmerz ist Ignoranz, Schuldzuweisungen, Projektionen: „Ich bin doch nicht traurig. Der andere hat das und das gemacht. Er ist Schuld, dass ich mich so fühle!“ oder „Ich bin so kaputt, habe ständig Kopfschmerzen, mein Rücken schmerzt und ich habe Ohrensausen. Fühlen tue ich nichts – außer diese körperlichen Schmerzen.“ Manchmal sind wir aber auch so in Wut, Verzweiflung, Trauer etc. gefangen, dass wir die Gefühle unseres Gegenübers fehlinterpretieren. Konflikte sind vorprogrammiert.

Der Unterschied zwischen Emotion und Gefühl

Um zu verstehen, was da in uns vorgeht, ist eine Unterscheidung von Emotionen und Gefühlen hilfreich. Emotionen sind evolutionsbedingt animalische, grundlegende Empfindungen wie Hunger, Furcht, Wut und laufen automatisch ab. Sie zeigen sich bei allen Menschen annähernd gleich. Gefühle hingegen sind viel komplexer zB Liebe, Scham, Schuld, Reue, Dankbarkeit. Sie sind eher Interpretationen von Emotionen, können von Mensch zu Mensch sehr verschieden empfunden und ausgedrückt werden. Das heißt, es setzt die Fähigkeit voraus, dass Emotionen verstanden und gesteuert werden können, um in einer Gemeinschaft miteinander zu leben.

Wenn wir dies nicht gelernt haben oder die Fähigkeit bei uns nicht stark ausgeprägt ist, steigt in emotional aufgeladenen Situationen, und dazu zählen definitiv Familienstreitigkeiten oder Trennung, die Spannung im Inneren und das Gefühl sucht sich andere Kanäle, um sich auszudrücken (zB Schmerzen). Das Gefühl wird an eine Körperempfindung gekoppelt und von dem Betroffenen als doppelt stark empfunden.

Nicht Fühlen wollen bzw. können, bedeutet doppelt so großen körperlichen Schmerz!

Mit Emotionstraining wieder fühlen lernen

Die gute Nachricht: Wir können auch als Erwachsene immer noch lernen, unsere Gefühle wahrzunehmen und zu interpretieren (Affektschulung oder Emotionstraining genannt). Hier geht es darum, sich seiner Empfindungen bewusst zu werden, sie zu benennen. Körperempfindung, Gefühl und Gedanken zusammen zu führen, um ihnen in einem zweiten Schritt Ausdruck zu verleihen. Dies kann sehr verschieden sein. Sprechen schult den Umgang mit Gefühlen in besonderem Maße, aber auch Tagebuch schreiben, Malen, Bildhauerei, Musik, Tanz sind gute Möglichkeiten sich auszudrücken. Hauptsache, die Emotionen können raus!

Sehr hilfreich sind in diesem Zusammenhang Methoden aus dem Achtsamkeitstraining, Kunsttherapie, Gestalttherapie (Wahrnehmung, was ist JETZT) und allgemein wohlwollende Gespräche.

Gefühle sind etwas Positives

Grundsätzlich ist es etwas Positives, Gefühle zu haben! Wer fühlt lebt und auch so schmerzhaft manche Gefühle sein mögen, der erste Schritt ist das Annehmen des Gefühls, als das was es ist – ein Gefühl. Wer sich entscheidet, „im Feuer stehen zu bleiben“, mit jeder Phase seines Körpers bereit ist, zu fühlen, wird erleben, dass die Angst davor um einiges größer ist, als das Gefühl selbst. Wo die Angst ist, liegt das größte Geschenk.

Ja, es ist traurig, wenn eine Familie auseinander bricht. Ja, es ist sch…, wenn man sich nur noch streitet, wütend, verzweifelt ist, sich hilflos fühlt. Ein wahnsinnig vielfältiger Gefühlscocktail strömt auf uns ein, wenn ein Paar auseinander geht und Eltern sich nur noch streiten.

Der Weg führt mitten durch das Gefühl

Doch, Du bist nicht alleine! Nimm Dir Raum, um zu trauern. Ohne dem, wird ein fahler Beigeschmack bleiben. Werden alte Geschichten, Gefühle, Gedanken Dein Leben beeinflussen und immer wieder einholen. Der Weg führt mitten durch und nicht vorbei!

Sprich über Deine Gefühle, schreibe, male, tanze und schenke ihnen Aufmerksamkeit, ohne dich in deinem Drama zu verlieren. Hole Dir Unterstützung von Menschen, die dir helfen, zu fühlen. Doch Vorsicht! Die beste Freundin, Eltern oder sogar der Expartner sind NICHT die Gesprächspartner, die du jetzt brauchst. Sinnvoll ist ein neutraler Ansprechpartner, der Dich liebevoll und klar auf Deinem Weg begleitet.

Kinder schulen im Umgang mit Gefühlen

Und zum Schluss noch ein Wort zu den Kindern: Bitte schaffe Dir einen Raum, wo Du mit Dir alleine bist, um Dich besser kennen kennen und lieben zu lernen. Kinder sind schnell verunsichert, wenn Mama (oder Papa) von Gefühlen übermannt werden. Sei gleichzeitig offen, wenn sie dich fragen. Übrigens ein wunderschönes Übungsfeld, seine Gefühle in einfache Worte zu fassen. Dann verliert z.B. Trauer oder Wut seine übernatürliche Macht und Du lehrst Deinen Kindern, wie Du mit Gefühlen umgehst. Und wenn Dein Kind das nächste Mal mit Bauchschmerzen zu Dir kommt, biete ihm eine andere Erklärung als Süßigkeiten an, sondern mach ihm deutlich, dass Bauchschmerzen auch ein Ausdruck von Angst vor der Schulaufgabe am nächsten Tag sein können. So zeigst Du, wie wir mit Gefühlen umgehen können. Eine wichtige Ressource fürs spätere Leben.

Von Herzen wünsche ich Dir viel Liebe, Mut, Zartheit und Wohlwollen auf deiner ganz individuellen Reise zu den Gefühlen. Wenn Du magst, bin ich gerne an Deiner Seite.

Deine Karen